Zweiter Akt

 
Freie Gegend über der französischen Grenze, von einer Anhöhe begrenzt, über welche die Ritter und später von der entgegen gesetzten Seite die Mauren herabkommen.

 Q 

Roland, Eginhard, Ogier, Olivier, Gui von Burgund, Richard von der Normandie, Gerard von Mondidur, Ritter

Es ist Morgen.
 

Erste Szene

Roland, Eginhard, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard, Ritter.

 
Roland, Eginhard, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard, Ritter und die übrigen Ritter mit der weißen Fahne, Palme und den übrigen Friedensinsignien. Eginhard trägt eine Harfe nach Art der Troubadours. Als sie am Abhang der Höhe stehen, kehren sie sich noch einmal nach der Seite, von welcher sie gekommen, und bleiben in dieser Richtung bis zu Ende des folgenden Gesanges.
 
[N. 7 - Lied mit Chor]

 N 

 

EGINHARD

Im jungen Morgenstrahle,  

Den Blick dir zugewandt,

Grüß' ich zum letzten Male

Dich, teures Vaterland.

DIE RITTER

Im jungen Morgenstrahle,

usw.

ROLAND

Wie leichte Wolken ziehen,

Bald Seligkeit, bald Glück;

Die Herzen, wie sie glühen,

Es trennt sie das Geschick.

DIE RITTER

Wie leichte Wolken ziehen,

usw.

EGINHARD UND ROLAND

O ew'ge Mächte weilet

Ob uns in milder Huld,

Eh' uns Verrat ereilet,

Befreit von Schmach und Schuld.

DIE RITTER

O ew'ge Mächte weilet,

usw.

 

ROLAND

So laßt uns denn, da wir gefahrlos nun  

Der Heimat Grenze überschritten,

Dem nahen Ziele unverweilt entgegenziehn.

OGIER

Nicht fern von hier haust jener freche Maurenfürst.

An seines Heeres Trümmern mag er sich nun ergötzen,

Da er den Frieden nicht gewollt.

ROLAND

Hart war die Lehre, doch gerecht;

Er hat sie schwer erkauft,

Drum wollen wir ihm schonend nah'n.

OGIER

Verbannt sei jeder Übermut;

Der Sieger wisse den bezwungnen Feind zu ehren.

Ist's nicht so, Kampfgenossen?

GUI VON BURGUND

Dein Wort ist Gold.

RICHARD VON DER NORMANDIE

Und weise stets dein Rat.

GERARD VON MONDIDUR

Solch edlem Beispiel folget jeder gerne.

ROLAND

So kommt. Wohl mag noch maurisch Volk

Hier im Gebirge lauern,

Das nicht zur schnellen Fluchtdie Zeit gewann.

DIE RITTER

Die Feigen furcht' ich nicht, und waren's

Ihrer Tausende, sie kennen unsre Waffen!

ROLAND

(ernst einfallend)

Den Frieden wollt ihr stiften

Und bereitet euch zum Kampfe.

Kann dieser Maurenfürst wohl

Unsrer Sendung Zweck vertrauen,

Vernähme er, dass auf dem Wege wir

Die Seinen ihm erschlügen?

Selbst die Gelegenheit vermeiden,

So kommen wir zum Ziele.

Drum fort!

(zu Eginhard, der bisher immer gedankenvoll, ohne an dem Gespräch teilgenommen zu haben, geblieben)

Komm, Freund; du kannst so leicht dir

Deine Sporen hier verdienen.

Nur Mut und kühn voran!

EGINHARD

Ich folge.

(bleibt unbeweglich)

OGIER

Was fehlt dem Träumer? Immer ist er so.

ROLAND

Lass' ihn! Des Weges für die Jugend ungewohnte

Plage, die Sehnsucht nach der Heimat...

EGINHARD

(bedeutungsvoll)

Nach der Heimat!

ROLAND

So magst du weilen;

durch die Ebne ziehn wir ruhig hin,

Da kannst du leicht uns bald ereilen,

und für die Not ruft deines Hornes Schall

uns bald herbei.

(ihn beiseite ziehend)

Quält dich ein Kummer, kannst du ihn

Der Brust des Freundes sicher anvertrauen.

(ihm die Hand schüttelnd, dann zu den ubrigen im Abgeben)

Folget mir!

 
(Alle, bis auf Eginhard, ab)

Roland, Ogier, Olivier, Gui von Burgund, Richard von der Normandie, Gerard von Mondidur, Ritter ->

 

Zweite Szene

Eginhard allein.

 

 

Ein Kummer, sagst du? Ach, des Lebens Überdruß  

Erfüllt die bange Seele!

Unglücklich bin ich, ach!... So furchtbar... grenzenlos!

Und ihn, der Freunde edelsten, riss ich

Mit mir in des Verderbens Kluft!...

Was tat'st du, Elender, um dich zu retten,

Gabst du ihn leicht der Schande bloss!

Ach, Fierrabras! Wie werd' ich deines Vaters Blick ertragen?

Nein!

 
[N. 8a - Rezitativ, Marsch (mit Melodram) und Ensemble]

 N 

 
Schon während des vorhergehenden Rezitativs hat sich ein Trupp Mauren, von Brutamonte befehligt, auf der entgegengesetzten Anhöhe gezeigt; sie scheinen aus einer Gebirgsschlucht zu kommen. Als sie Eginhard erblicken, bleiben sie erst, ihn beobachtend, stehen... dann deuten sie auf die in der Entfernung wandernden Ritter, sehen ihnen durch längere Zeit nach, und als sie sie entfernt genug glauben, kommen sie von der Anhöhe herab und auf Eginhard zu. Eginhard hat sie wahrgenommen und tritt ihnen mit gezogenem Schwerte entgegen.

<- Mauren, Brutamonte

 

EGINHARD

Beschlossen ist's, ich löse seine Ketten!  

Der Wunsch erfüllt mich ahndungsvoll und heiß;

Um ihn, den tiefgekrankten Freund, zu retten,

Geb' ich mein Leben, meine Liebe preis.

 

Dritte Szene

Eginhard, Brutamonte und Mauren.

 

EGINHARD

Verwegene! Was führt euch hierher?  

BRUTAMONTE

Du trotzest, Franke?

Wohl, setz dich zur Wehre.

EGINHARD

Und gegen Einen wollt ihr alle streiten?

BRUTAMONTE

Du willst dir selbst dein Todeslos bereiten.

EGINHARD

Nicht Furcht ist's, die von euch mich zitternd hält,

Doch soll vergebens hier kein Blut mehr fließen.

Drum hört: Vom König Karl bin ich auserwählt

Mit einer Ritterschar, in Eil' beflissen,

Dem Maurenfürsten Frieden anzubieten;

Die Brüder folgen schützend meinen Schritten.

BRUTAMONTE

Uns willst du hintergehn?

EGINHARD

Wohlan, bald sollt ihr's sehn.

(Er stößt in sein Horn, welches nach einer Weile in der Entfernung und dann wahrend des Folgenden immer lauter und näher erwidert wird.)

 

BRUTAMONTE, DIE MAUREN

(aufmerksam horchend)  

Was mag der Ruf bedeuten?

Seid wohl auf eurer Hut!

Mög' er Verrat bereiten,

So ströme bald sein Blut.

 
(Eginhard stößt ins Horn.)
 

EGINHARD

Bald wird sich's klar entscheiden,

Ich lache ihrer Wut;

Gefahren zu vermeiden,

Steh' ich in Freundes Hut!

BRUTAMONTE, DIE MAUREN

Was mag der Ruf bedeuten?

Seid wohl auf eurer Hut!

Mög' er Verrat bereiten,

So ströme bald sein Blut.

Zusammen

EGINHARD

Bald wird sich's klar entscheiden,

Ich lache ihrer Wut;

Gefahren zu vermeiden,

Steh' ich in Freundes Hut!

 

BRUTAMONTE

(zu den Mauren)

Schnell, eh' sie nahen, fasset ihn!

Zum Fürsten führt den Kühnen hin.

DIE MAUREN

(suchen sich Eginhards zu bemächtigen)

Willst du noch widerstehn?

Willst du noch, willst du noch?

Schnell mit dem Frevler,

Schnell mit ihm fort!

Er kann uns nicht entrinnen;

Verwahrt an sicher'm Ort

Mag er auf Ränke sinnen.

Er kann uns nicht entrinnen;

Verwahrt an sicher'm Ort

Schnell fort, schnell fort, schnell fort!

An sicher'm Ort!

BRUTAMONTE

Schnell mit dem Frevler,

Schnell mit ihm fort!

Er kann uns nicht entrinnen.

Verwahrt an sicherm Ort

Mag er auf Ränke sinnen.

Schnell fort, schnell fort, schnell fort!

An sicher'm Ort!

Zusammen

EGINHARD

(sich wehrend)

Frei kann ich mit euch gehn.

Vertraut, vertraut des Mannes Wort,

Ich kann euch nicht entrinnen,

Verrat an diesem Ort

Wird euch kein Frommen bringen.

 
 
(Die Mauren bemächtigen sich Eginhards, ziehen ihn mit Gewalt fort und verschwinden dann auf der Anhöhe.)

Mauren, Brutamonte, Eginhard ->

 

Fierte Szene

Roland, Ogier und die übrigen Ritter kommen zurück, nachdem sich die Mauren mit Eginhard entfernt haben.

<- Roland, Ogier, Ritter

 
[N. 8b - Duett mit Chor]

 N 

 

ROLAND, OGIER, DIE RITTER

Was ist ihm geschehn?  

Was hat er begonnen?

Die Zeit ist verronnen.

Er ist nicht zu sehn.

 

OGIER, ROLAND

(hastig)  

Verfolget die Spuren

lm hastigen Lauf,

ln Tälern und Fluren

Schnell suchet ihn auf.

DIE RITTER, OGIER, ROLAND

(indem sie sich verteilen)

Wir folgen den Spuren

lm hastigen Lauf,

In Tälern und Fluren

Wir finden/suchen ihn auf.

Schnell, sucht ihn auf.

 
(Alle ab, zerstreut.)

Roland, Ogier, Ritter ->

 
 
Gemach im Schlosse des Maurenfürsten Boland zu Agrimore nach Art eines Zeltes, mit einem Vorhange geschlossen.

 Q 

 

Fünfte Szene

Maragond, Florinda

Florinda, Maragond

 

MARAGOND

Wo schweift er wieder, der verlorne Blick,  

Der sonst besonnen, seelenvoll erglühte?...

Laß, Teure, nicht im Traum der Phantasie

Das starke Herz der Truggestalt erliegen.

FLORINDA

O schöner Traum, du trosterfüllter Segen,

Der mir die ew'ge Ferne lebend malt,

Es ist der letzte, ach! des schlaffen Lebens!

MARAGOND

Und an ein Bild knüpfst leicht du dein Geschick,

Das nimmer dir gelinget zu erlangen?

FLORINDA

Ja, an ein Bild, das ewig mich umschwebt.

MARAGOND

Doch ohne Trost, es je zu sehn. Ermanne

Den trüben Geist! Die Jungfrau, mutvoll sonst,

Und männlich festen Sinns, sie bannt ein Zauber,

Entartet von sich selbst... O Teure, glaube,

Du hast ihn lang in Welschlands Gau'n gesehn.

Wo ist er nun?... In weiter Ferne... tot

Vielleicht schon jetzt! Vergeblich eignes Quälen.

Vernunft gebeut, Unmögliches zu tragen.

FLORINDA

Ach, immer neu erwacht der Sehnsucht Trieb!

Ich flieh' mich selbst, indem ich ihn nur suche.

Mein teurer Freund! Mein Roland! Ew'ges Sehnen

Zieht mich nach dir!

MARAGOND

O schweig, Betörte! Zittre!

Des Vaterlands und deines Vaters Feind

Ist er, bedenk, den du so frevelnd liebst.

FLORINDA

Nicht Vaterland, selbst nicht des Blutes Bande

Erschrecken mich; für ihn trotz' ich dem Tod,

ja selbst der Schande!

 
[N. 9 - Duett]

 N 

 

FLORINDA

Weit über Glanz und Erdenschimmer  

Ragt meiner Wünsche hohes Ziel;

Und jedem Glück entsag' ich immer,

Lohnt mich der Liebe süß' Gefühl.

MARAGOND

O mög' der Schein dich nicht betören,

FLORINDA

Nur seiner Stimme Klang zu hören.

MARAGOND

Verrat ist der Gedanke schon.

FLORINDA

Nur seiner Stimme Klang zu hören

Ist aller Leiden höchster Lohn.

O könnt' ich es umfangen,

Das lieblich holde Bild!

Mein glühendes Verlangen

Wird nimmer wohl erfüllt,

Ach, nimmer erfüllt.

Zusammen

MARAGOND

Ja Verrat, Verrat ist Gedanke schon.

O mög' der Schein dich nicht betören,

Verrat ist der Gedanke schon.

Von trostlos stillem Bangen

Ist meine Brust erfüllt;

Ach, nie wird ihr Verlangen,

Nie ihre Lust gestillt.

Ach, nie gestillt.

 

MARAGOND

Birg deinen Schmerz, es naht der Vater!  

Du kennst sein rauh' Gemüt.

FLORINDA

Bald soll er's wissen;

Ich trag es länger nicht, mein Glück zu missen.

 

Sechste Szene

Vorige, Fürst Boland, Brutamonte.

<- Boland, Brutamonte

 

BOLAND

Ein Franke, sagst du? und wo habt ihr ihn gefunden?  

BRUTAMONTE

An der Gebirgsschlucht, unfern von der Grenze,

Harrt' ich mit einer Schar noch von Getreuen;

Da ward ich ihn gewahr, und ohne Säumen ward

Er auch ergriffen, eh' es den Begleitern

Auf seines sans délai, Hornes Ruf gelang, zu nahen.

Er nennt sich einen Friedens... Abgesandten

Und frohe Botschaft, spricht er, bringt sein Kommen.

BOLAND

Was mag er bringen? Fierrabras' Geschick

Vielleicht verkündet er, wohl seinen Tod.

FLORINDA

O, armer Bruder! Wärst du denn verloren?

BOLAND

Er komme; doch ein furchtbar streng Gericht

Erwartet ihn und alle die Gefährten,

Erfahre ich des Sohnes Schreckenslos!

BRUTAMONTE

(in die Scene winkend)

Schon nahen sie mit ihm.

 

Siebte Szene

Vorige. Eginhard.

<- Eginhard, einige Mauren

einige Mauren ->

 
(Eginhard wird von den Mauren gebracht; sein Blick zeigt Schmerz und Verachtung.)
 

BOLAND

Nun, kühner Fremdling,  

Erkläre dich, was in des Krieges Schrecken

Dich aus der Heimat fernem Lande riss?

EGINHARD

Bald stillst du's aus der Ritter Mund vernehmen,

die von mir durch dein ruchlos Volk getrennt.

Des Friedens froher Wunsch.

BOLAND

Noch eh' du endest,

sag, wo ist Fierrabras?

EGINHARD

(plötzlich erschreckend)

Gott!... Gefangen

Ward er im Kampfe jüngst von Roland...

FLORINDA

Von Roland?... Götter! Ach, er lebt?

BOLAND

Was sagst du?

FLORINDA

Ach, mein Bruder!

BOLAND

Wohl, moch lebt er;

Doch Schmach und Schande soll er nicht entragen,

Und ist er Held, wieder zu sterben wissen.

FLORINDA

(schnell)

O laß mich, Vater, ich will ihn befrei'n.

BOLAND

Du schwaches Weib? Was wähnst du!

FLORINDA

(wie vorher)

Fierrabras

Lös' ich mit einem Worte.

BOLAND

Törin! Scbweige!

EGINHARD

Die Freiheit hat der König Karl ihm gegeben.

BOLAND

Die Freiheit?... und doch kehrt er nicht zurück?

EGINHARD

(in sichtbare Unruhe)

Weh mir!... In neue Haft fiel durch Verrat

der edle Held...

(hält inne)

BOLAND

Wie das? Erzähle, dass

der Götter Fluch ich auf den Frevler lade!

EGINHARD

Durch einen Freund...

BOLAND

Wer ist der Unmensch? Sprich!

EGINHARD

Der falsche Freund... erfahr' es denn... bin ich!

BOLAND, FLORINDA, MARAGOND

Ha!

 
[N. 10 - Quintett]

 N 

 

BOLAND

Verderben denn und Fluch  

Der falschen Frankenbrut!

 

FLORINDA

Des Zornes volle Macht

Wird er verdient erfahren;

Doch eine Hoffnung lacht

Mir selbst aus den Gefahren.

Ja, eine Hoffnung lacht!

EGINHARD

Er malt die Schreckensnacht

Mir furchtbar, die Gefahren,

Die Qual, die ich gebracht,

Ich muss sie selbst erfahren.

O welche Schreckensnacht!

BRUTAMONTE

Auf ihrer Größe Trümmer

Blüht unsers Ruhmes Ziel;

Das Herz entwöhnt sich nimmer

Der Rache blut'gem Spiel.

Verderben denn und Fluch

Der falschen Brut!

Zusammen

MARAGOND

Des Zornes volle Macht

Wird er verdient erfahren;

Die Qual, die er gebracht,

Er muss sie selbst erfahren.

O welche Schreckensnacht!

BOLAND

Hinab in Todesnacht

Send' ich der Frevler Scharen,

Von meinem Zorn umwacht,

Verschlingen sie Gefahren.

Verderben denn und Fluch

Der falschen Brut!

Verderben denn und Fluch

Der falschen Franken!

 
 

Achte Szene

Ein maurischer Hauptmann tritt auf.
Vorige, Ein maurischer Hauptmann.

<- Hauptmann

 

HAUPTMANN

Gesandte nahn vom Lager, Herr, der Franken.  

EGINHARD

Sie sind's! Wohl mir, ich atme.

BOLAND

Ha, willkommen!

HAUPTMANN

Den Frieden bringen sie, doch auch den Krieg:

So lautet ihre Botschaft.

EGINHARD

Hör sie ruhig.

BOLAND

Die ersten Opfer zeigst du, Rache, mir!

Sie mögen nahn. Im hohen Fürstenglanze.

Empfang' ich sie, zur Strafe sind sie reif:

Dass mit dem Recht ich die Gewalt vergelte.

 
(Der Hauptmann geht ab.)

Hauptmann ->

 
 
Der Vorhang der Zelt-Hinterwand wird geöffnet. Maurisch Volk, Krieger, Priester, Mädchen usw. nahen im feierlichen Zuge, ihnen folgen Roland, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard und die übrigen Ritter der Gesandtscbaft. Für den Fürsten wird ein praktikabler Thronhimmel gebracht, weleben er besteigt; die Führer seines Heeres umgeben ihn. Florinda bedeckt sich mit ihrem Schleier und bleibt auf den Stufen des Baldachins. Während des folgenden Chores erkennen die Ritter Eginhard, umarmen ihn und geben ihre Freude zu erkennen, indem sie ihn in ihre Mitte nehmen. Eginhard scheint anfangs erfreut, dann sinkt er aber in Trübsinn zurück. Die Ritter reihen sich mit ihren Insignien vor dem Throne.

<- Volk, Krieger, Priester, Mädchen, Roland, Ritter, Mauren

 

Neunte Szene

Vorige, Volk, Krieger, Priester, Mädchen, Roland, Ritter.

 
[N. 11 - Chor]

 N 

 

MAUREN UND FRANKEN

Laßt Friede in die Hallen  

Des Fürstensitzes ziehn.

Wenn Jubellieder schallen,

Muss auch die Palme blühn.

Ihr Himmelsmachte sendet

Die Ruhe diesem Land,

Der Gaben höchste spendet,

Der Eintracht heilig Band!

Wenn Jubellieder schallen,

Muss auch die Palme blühn.

 

ROLAND

Uns sendet Karl, mein Herr, der Franken König,  

Die Eintracht und den Frieden Euch zu bitten.

BOLAND

(unterbrechend)

Eh' Ihr vermessen meinem Throne nahet,

Mögt Ihr der Sitte hier Euch unterziehn

Und Eurer Waffen stolzen Prunk entbehren;

es soll der Bittende nicht trotzend nahen.

ROLAND

Nicht Trotz noch Bitten kennet Roland.

FLORINDA

(auffahrend)

Götter!

Er ist es!

MARAGOND

Wer?

FLORINDA

(bewegt)

Den ich vermißte.

MARAGOND

Schweig!

ROLAND

Doch sei Euch dieser Wunsch gewährt.

 
(Er gibt mit den übrigen Rittern sein Schwert ab.)
 

BOLAND

Nun sprich!

Gegönnt sei dir das Wort.

ROLAND

In dieser Ritter

Mitte nah' ich, Fried' Euch bietend...

BOLAND

Den Frieden? Wohl! Um welchen Preis?

ROLAND

Erst denket,

Was Euch. bedroht. Geschlagen ist das Heer,

Mit Schmach ward seine Flucht bedeckt.

Eu'r Sohn...

FLORINDA

Mein Bruder!

ROLAND

Schon Euer Fierrabras

Hat zwanglos unser's Glaubens Macht gehuldigt,

Drum zaudert nicht...

BOLAND

(entrüstet auffahrend)

Wie?! Hatt' der Frevler das?

Dann treffe ihn mein Fluch und euch, Verruchte,

Die ihr nicht scheuet, dem gebeugten Vater

Solch schlimme Märe schamlos zu verkünden!

Euch soll der Tod in diesen Mauern finden!

Ergreift sie!

ROLAND, DIE RITTER

Uns schützet der Gesandtschaft Recht.

BOLAND

Der Feige ist des Mächt'gen schwacher Knecht.

 
[N. 12 - Terzett mit Chor]

 N 

 

BOLAND

Im Tode sollt ihr büssen,  

Was Übermut gewagt;

Bald deckt zu meinen Füßen

Euch Nacht, die nimmer tagt.

ROLAND, DIE RITTER

Das Leben leicht zu lassen,

Ist frommer Ritter Pflicht;

Doch der ist schwer zu hassen,

Der Wort und Ehre bricht.

 

FLORINDA

O schütz ihn vor Gefahren,

Du ew'ge Himmelsmacht!

Muss ich ihn elend schauen,

Zur Rettung treibt's mich an.

DIE MAUREN

Bald sollen sie's erfahren,

Dass seine Rache wacht.

Auf Glück dürft ihr nicht bauen,

Bald ist's um euch getan.

Wir wachen strenge für ihr Leben,

Bis sie der Strafe Arm ereilt.

Zusammen

BOLAND

Ihr sollt es bald erfahren,

Wie euch mein Grimm verlacht.

Fort! In des Kerkers Grauen

Bügt ihr den frevlen Wahn!

Im Kerker wachet für ihr Leben,

Bis sie der Strafe Arm ereilt.

ROLAND, DIE RITTER

Mit männlichem Vertrauen

Gehn wir die Todesbahn.

Des König Karls Rache mach' dich beben,

Weil er zum Schutz der Freunde eilt.

 

FLORINDA

Ach Vater, hab Erbarmen!

BOLAND

Dich rührt ihr wohlverdientes Los?

FLORINDA

(für sich)

In des Geliebten Armen

Ereil' auch mich das Todeslos.

Das Todeslos.

 
Die Ritter werden nicht ohne Widerstand von maurischen Kriegern umgeben.
 

BOLAND, DIE MAUREN

Sie sollen erblassen

In heimlicher Not,

Die Feinde zu hassen

Ist Rachegebot.

FLORINDA, ROLAND, DIE RITTER

Das Leben zu lassen

In peinlicher Not,

Es heischet sich fassen

Zum schmählichen Tod.

Zusammen

BOLAND, DIE MAUREN

Sie sollen erblassen

In heimlicher Not,

Die Feinde zu hassen

Ist Rachegebot.

 
(Die Ritter werden mit Gewalt, von den Kriegern und dem Volk begleitet, abgeführt. Der Fürst enfernt sich mit seinem Gefolge. Florinda bleibt allein zurück.)

Volk, Krieger, Priester, Mädchen, Roland, Eginhard, Ritter, Boland, Maragond, Mauren, Brutamonte ->

 

Zehnte Szene

Florinda allein.

 

 

So ist er's denn! Doch wie muss ich ihn finden!  

Mir kaum genaht und schon dem Tod verfallen!

O herber Lohn der treu bewahrten Liebe!

(nachsinnend, nach einer Pause, entschlossen)

Du willst es, Vater - wohl, ich bin gefasst.

Um ihn verleugn' ich selbst des Blutes Rechte,

Die schwach nur an des Lebens Gkick mich binden;

Ich rette ihn und gält's den höchsten Preis,

In mir soll er die Treue wiederfinden.

 
[N. 13 - Arie]

 N 

 

Die Brust, gebeugt von Sorgen,  

Bestürmt des Schmerzes Glut;

Ja, tage, wilder Morgen,

Dein Segensgruß ist Blut!

Des Weibes sanfte Sitten

Zerstört der Drang der Not,

Und mit der Furien Wüten

Verbreit' ich Schreck und Tod!

Die Brust, gebeugt von Sorgen,

Bestürmt des Schmerzes Glut;

Ja, tage, wilder Morgen,

Dein Segensspruch ist Blut!

 
(Sie stürzt davon.)

Florinda ->

 
 
Gemach in einem festen Turme, mit einer starken eisernen Türe verschlossen. Einige Stufen führen zu Öffnung, in Form eines Fensters, welches mit einem Gitter versehen ist. Das Gemach wird dem von Schimmer einer Lampe erhellt.

 Q 

Einbrechende Nacht.
 

Elfte Szene

Eginhard, Roland, Ogier und die übrigen Ritter, teils sitzend, teils liegend. Wie der Zwischenvorhang hebt, erheben sie sich, reichen sich gegenseitig die Hände und versammeln sich im Vordergrunde.

Eginhard, Roland, Ogier, Olivier, Die Ritter

 
[N. 14 - Chor der Ritter]

 N 

(ohne Instrumentail-Begleitung)
 

EGINHARD, OGIER, ROLAND, DIE RITTER

O teures Vaterland!    

Verlassen weilt deiner Söhne treue Schar:

Den soll des Todes Graun erfassen,

Der deines Ruhmes Kämpfer war.

O teures Vaterland!

Ach, fern von heimischen Gefilden,

Droht des Verderbens bittre Schmach,

Und bald zerfließt in Luftgebilden

Die Hoffnung, die das Schicksal brach!

O teures Vaterland!

S

Sfondo schermo () ()

 

ROLAND

So enden sie, des Ruhmes schöne Tage!  

Die wir im Schlachtensturm das Glück bezwungen,

Uns streckt Verrat gleich dem Verbrecher hin!...

Zu viel für eines Mannes mut'ge Seele

Ist das Gefühl der Ohnmacht? Trag' ich's noch?

O, dass sie nahten, die verhaßten Schergen,

Mit meinem Leben strömt mein letzter Fluch!

OGIER

Ergib dich, Freund, dem eisernen Geschicke,

Wie du, erwählt zur fürchterlichen Sühne,

Sich deine Brüder hier; drum fasse dich.

ROLAND

Nicht Fassung ist's, die mir gebricht, nur Rache

Und Wut erfüllt die hochempörte Brust!

Und eine Hoffnung, ach, die ich genähret,

Die mich getäuscht: Florinda, Dich zu finden!

Wohlan, ich habe alles aufgegeben...

Reicht eure Hände mir, ihr Todesbrüder.

Wir sind gefasst, er sinke auf uns nieder!

EGINHARD

Ich stürbe gern, drückt' eine Schuld mich nicht!

ROLAND

Dal dein begonnen Werk erfolglos endet?

Ja, hart ist's, kaum des Ruhmes Bahn zu wandeln,

Und dem Verderben schon geweiht.

EGINHARD

Nicht das

Ist's, was mich quält. Am Rande des Verderbens

Vernehmet meine Schuld und fluchet mir!

Ich trag' sie ungetilget aus dem Leben.

DIE RITTER

Entsetzlich!

EGINHARD

Emma!

OGIER, ROLAND

(schnell einfallend)

Emma, die Prinzessin?

EGINHARD

Geheime Liebe bindet unsre Herzen.

ROLAND

Verwegener, was tatest du?

EGINHARD

Noch mehr:

Vom König Karl überrascht bei unsrer Trennung,

Gilt Fierrabras für den Verführer und

Verhaftet wird der treue Freund um mich, l

Den Schein der Schuld mit reiner Seele tragend.

Kehr' ich nicht heim, den Frevel zu bekennen,

So fällt auch er durch mich, ein Opfer des Betrugs!

(Er sinkt auf einen Stein und bleibt ohne an fllem darauf Folgenden teilzunehmen, wie besinnungslos liegen.)

DIE RITTER

Ha, schändlicher Verrat!

ROLAND

Das konntest du?

Die Schmach, tilgst du sie nicht, folgt dir zum Grabe!

 
[N. 15a - Melodram, Rezitativ und Ensemble]

 N 

Plötzliches Geräusch von außen, worauf alle, außer Eginhard, aufmerksam werden und sich der Pforte nähern.
 

DIE RITTER

Ha! Was ist das?  

OGIER

Schon nahn des Wüterichs Schergen.

ROLAND

Sie mögen kommen. Männer finden sie.

 
(Man hört einen dumpfen Schlag.)
 

OGIER

Die Pforte wird geschlossen.

OLIVIER

Auf der Treppe...

bewegt sich's nun

 
(Ogier steigt zur Öffnung hinauf.)
 

OGIER

Verwundet flieht ein Maure vom Tor des Turms.

Der Pförtner ist's. Was mag das sein?

OLIVIER

Die Nacht läßt's kaum mich unterscheiden.

 
(Gepolter an der Türe des Gemaches. Die Ritter in gespannter Erwartung.)
 

ROLAND

Gefasst!

DIE RITTER

Es starrt das Blut mir in den Adern!

 

Zwölfte Szene

Das Schloß wird nach längerer Zeit mühsam eröffnet Die Tür fliegt auf. Florinda stürzt herein, in einer Hand ein Schwert, in der andern eine Leuchte haltend.
Vorige. Florinda.

<- Florinda

 

DIE RITTER

(prallen erstaunt zurück)  

Ein Weib!

FLORINDA

Wo ist er? Nicht des Todes Grauen

Hemmt meiner Schritte schnellen Lauf;

Nur ihn, den Teuren, muss ich schauen,

Dann flieh' des Lebens letzter Hauch!

Ach, mein Roland!

 
(Sie sinkt ermattet in die Arme der Ritter. Roland, welcher bei dem Rufe seines Namens aufmerksam geworden, beleuchtet Florinda mit der ihr entfallenen Leuchte.)
 

ROLAND

Gerechte Vorsicht!

Ja, sie ist's! Florinda!

DIE RITTER

Wie? Wie? Diese wäre Florinda?

 

ROLAND

Am Rand des Grabes mag ich finden  

Das Glück, das Missgunst mir entzog!

Ich fühl's bei jeder Hoffnung Schwinden

Dass mich die höchste nicht betrog.

(nachdem er sie in seine Arme gefasst, zu den Rittern)

Schnell, Hilfe schaffet erst der Teuren,

Dass zur Besinnung schnell sie wiederkehre.

 
(Die Ritter sind beschäftigt, Wasser aus einem Geschirr zu holen, welches in der Ecke des Gemaches steht.)
 

ROLAND

Laßt sie, schon ist sie wieder sich bewusst.  

FLORINDA

(Florinda schlägt die Augen auf.)

Wo bin ich? Wo bin ich?

ROLAND

In meinem Arm, in deiner Freunde Mitte.

Vernehmt es, Brüder! Ich hab' sie gefunden,

Es kehrt das Glück! Wie das Geschick auch wüte,

Auf ewig bleibst du mir verbunden!

 
[N. 15b - Duett mit Chor]

 N 

ROLAND

Selbst an des Grabes Rande  

Erwacht das Leben neu,

Vom düstern Todesbande

Macht uns die Liebe frei.

FLORINDA

Entzücken strömt und Leben

In die gequälte Brust,

Das Herz füllt Wonnebeben,

Die Seele Himmelslust.

FLORINDA UND ROLAND

Wie leicht wird so die Todesstunde,

Da Leben quillt vom teuren Munde.

DIE RITTER

Heil ihrer Herzen schönem Bunde,

Er muss gedeih'n in solcher Stunde.

Zusammen

ROLAND UND FLORINDA

Da Leben quillt vom teuren Munde.

 

ROLAND

Entzücken strömt und Leben,

In die gequälte Brust...

FLORINDA

Das Herz fühlt Wonnebeben,

Die Seele Himmelslust.

BEIDE

Die Seele Himmelslust.

DIE RITTER

Heil ihrer Herzen schönem Bunde,

Er muss gedeih'n in solcher Stunde.

Heil dem schönem Bunde

Ihrer Herzen Bunde Heil.

Zusammen

FLORINDA UND ROLAND

Wie leicht wird so die Todesstunde,

Da Leben quillt vom teuren Munde.

 

OGIER

(zu ihnen tretend)  

Nun fasset euch, gemessen ist die Frist,

Bedenkt, gezählet sind die Augenblicke,

Und die Gefahr, der Tod vielleicht schon nah.

FLORINDA

Ihm zu entgehn, bah' ich das Glück versucht,

Und bis hierher gelang das kühne Spiel!...

Verloren seid ihr, kann ich euch nicht retten.

In eure Haft gelang es mir, zu dringen,

Der schwache Arm hat starke Tat geübt;

Für euch... für dich, du Quelle meines Sehnens!

Von mir verwundet, floh der feige Wächter,

Und mächtig seid ihr nun der sichern Pforte;

Drum eilet, flieht, eh' noch des Vaters Grimm

Euch ganz erreicht, bald könnt' er rächend nah'n.

Ich flieh' mit euch,

(auf Roland)

nichts kann mich hier mehr binden;

O zaudert nicht! Im Dunkel dieser Nacht,

Eh' uns ein Späherblick erreicht...

ROLAND

So mutig

Drangest du zu uns, nimm unser Blut und Leben,

Die Besten meines Landes siehst du hier,

Sie danken alle gern dir ihr Geschick.

 
[N. 16 - Chor und Melodram]

 N 

 

DIE RITTER

(zu Florinda)  

Der Hoffnung Strahl, den du gegeben,

Er leiht uns Mut zu neuem Leben.

Mut! Mut!

 

OGIER

Nun rasch zur Tat!

ROLAND

Mög' der Erfolg sie krönen.

 

DIE RITTER

Vor herber Leiden Qualen,

Aus harter Todesnot,

Laß uns zur Freiheit wallen,

O großer, ew'ger Gott!

Und süße Labung lege

Ins Herz, wenn Trost gebricht;

Die grauenvollen Wege

Erhell' der Hoffnung Licht!

 
Es erhebt sich ein Getümmel von außen, welches zunimmt und hauptsächlich aus dem Rufe der Trompeten und dem Wirbeln der Trommeln besteht.
 

DIE RITTER

Ha, neue Qual!  

 
(Feldgeschrei der maurischen Krieger.)
 

FLORINDA

(die an das Fenster geeilt war)

Wir sind verraten!

Der Elende, den ich verjage, er eilte, schnell meine Tat

verkündend, zu dem Vater. Und nun wird Gewalt bezwingen!

ROLAND

(der ebenfalls hinaufgestiegen)

Fürwahr! Doch was nun tun? Nicht widerstehn

kann dies Gebäude lange ihrem Wüten.

Der Turm wird uns nicht schützen!

 
(Vergrößerter Lärm von außen mit anhaltendem Pochen.)
 

OGIER

Schon nahen sie dem Tore. Vergebens!

Fest verschlossen trotzt es der eitlen Macht.

ROLAND

O hätt' ich Waffen!

OLIVIER

Zum Sturme rüstet sich das Heer.

FLORINDA

(nach einigem Nachsinnen)

Wie? Waffen?

Besinn' ich mich, so liegt in den Gemächern

hier manche Rüstung noch verwahrt.

DIE RITTER

Laßt sehen!

FLORINDA

Ihr möget selbst euch überzeugen.

OGIER

(zu den Rittern)

Wohl, so folget mir!

 
Die Ritter ab bis auf Roland. Währenddessen hat das Getöse überband genommen. Geschrei, Trommeln und Trompeten verkünden den Sturm; aus dem Fenster sieht man die geschleuderten Feuerbrande vorüberfliegen.

Die Ritter ->

 

ROLAND

Was nun beginnen, Tod ist überall!

Bleibt heut' auch Frist, was bringt der nächste Morgen?

(nach längerem Nachsinnen)

Ein Mittel gäb's noch; Doch kühn! - Es sei! Zu wagen

Ist nichts in der Verzweiflung Schreckenstagen.

 
Die Ritter kommen zurück mit Bogen, Pfeilen, Wurfspießen und anderen Waffen.

<- Die Ritter

 

DIE RITTER

(freudig)  

Gefunden ist der Schatz!

ROLAND

Mögt ihr ihn teilen!

Nun hört! Schon stürmen sie, es gilt kein Weilen;

wir halten uns hier nicht, drum

rasch zum Handeln!

DIE RITTER

(unter sich)

Was mag er wollen?

ROLAND

Von der Nacht begünstigt,

dring' ich im Sturm durch jene kleine Pforte,

die, als wir hergeführt, uns aufgenommen.

 
(Die Trommeln währen fort.)
 

FLORINDA

Nein, nimmermehr!

ROLAND

Der Mauren Schar durchflieg' ich.

In wenig Stunden an der Grenze, bring'

ich morgen sichre Hilfe uns herbei,

indes ihr heure noch den Turm verteidigt.

FLORINDA

Du weihest dich dem Tod!

ROLAND

Er trifft uns hier

Weit sichrer noch und schneller.

OGIER

Klug ersonnen,

Und Rolands wert ist dieser Plan.

ROLAND

Hört ihr's? Schon tobt der Sturm...

FLORINDA

O bleib!

ROLAND

Gebt mir ein Schwert!

EGINHARD

(der zusehends an Rolands Worten Anteil genommen hat, drängend)

Mir sei's gegönnt, dich zu geleiten.

ROLAND

Wohl!

Die Schuld, die Unglücksel'ger, du zu tragen,

Verdient, das Leben für den Freund zu wagen.

EGINHARD

(freudig)

O möchte erst der Rettung Werk gelingen,

Dann will ich gern mich selbst zum Opfer bringen!

ROLAND

Die Teure wahret mir mit eurem Leben!

Schon rast der Feind. Nur Mut! Seid eurer wert!

OGIER

Zur Zinne schnell hinauf! - Euch leite Gott

Durch der Gefahren schreckensvolle Mitte.

 
[N. 17a - Finale II - Terzett und Chor]

 N 

 
(Die Ritter ergreifen Bogen, Pfeile etc. Das Stürmen währt fort.)
 

EGINHARD UND ROLAND

Uns führt der Vorsicht weise Hand  

Für treue Lieb' und Vaterland.

DIE RITTER

Das Schwert mit Macht zu schwingen,

Wenn Recht und Freiheit bricht,

Der Rache Opfer bringen,

Ist heil'ge Ritterpflicht.

ALLE

Das Schwert mit Macht zu schwingen,

Wenn Recht und Freiheit bricht,

Der Rache Opfer bringen,

Ist heil'ge Ritterpflicht.

Uns (sie) führ' der Vorsicht weise Hand

Für treue Lieb' und Vaterland.

DIE RITTER

Das Schwert mit Macht zu schwingen,

usw.

EGINHARD, ROLAND, FLORINDA, DIE RITTER

Lebt wohl!

 
(Umarmung. Roland, Eginhard und die übrigen Ritter steigen bewaffnet durch die Pforte ab. Florinda allein, in immerwährender Beängstigung, bald eilt sie an das Fenster, bald nähert sie sich der Pforte. Unausgesetztes Stürmen.)

Roland, Eginhard, Ogier, Olivier, Die Ritter ->

 

Dreizehnte Szene

Florinda allein.

 
[N. 17b - Melodram]

 N 

 

Schützt ihn, ihr ew'gen Mächte!  

Welche Wut! O dass er ihr entginge!

Ha, die Tapfern!

Schon von der Zinne fliegen

ihre Pfeile in der Verräter Schar!

Ils stehen staunend -

jetzt öffnet sich das Tor!

Mit blankem Schwert... Roland

stürztmit dem Jüngling durch die Scharen!

Sie brechen durch!

Dank euch, ew'ge Götter!

Er stößt auf neue Scharen...

kann er entfliehn?

Rings mäht sein Stahl!

Sie fallen, er ist frei!

(kniend)

Darf ich für seine Rettung euch schon danken?

(Sie steht auf und eilt wieder ans Fenster)

Doch sieh! Von Neuem sind sie im Gedränge!

 
(Der Sturm lässt allgemach nach.)
 

 

(angstvoll)

Ha! Sie umgeben ihn!

Rings wird es stiller!

Ihm nach fliegen die empörten Scharen.

Noch blinkt sein Schwert!

O Gott! So dicht umrungen!

Ihm bleibt kein Weg!

Es naht der Feind!

Sie dränen dichter sich!

O Schreckenstag! Er flieht!

Dort sch' ich ihn... hier... nun da!

Immer schrecklicher wird das Gewirre!

Er ist umringt! Weh ihm! O Höllenmarter!

Wo ist er?

Ach! Gelähmt scheint seine Kraft!

 
(Siegesgeschrei von außen: Triumph! Triumph!)
 
Die Ritter außer Eginhard e Roland stürzen zur Tür herein.

<- Die Ritter

 

DIE RITTER

O Missgeschick!  

FLORINDA

(schreit)

Gefangen!

 
(Sie sinkt zu Boden. Die Ritter umgeben sie und bemühen sich vergeblich, sie ins Leben zu bringen.)
 

DIE RITTER

Mut und Besinnung schwinden,  

Ein düstres Todesgraun

Läßt mich nur Qualen finden,

Zerstört ist mein Vertraun.

 
(Entsetzen und Verzweiflung unter den Rittern.)
 
Der Vorhang fällt.
 

Ende (Zweiter Akt)

Erster Akt Zweiter Akt Dritter Akt

Freie Gegend über der französischen Grenze, von einer Anhöhe begrenzt, über welche die Ritter und später von der entgegen gesetzten Seite die Mauren herabkommen. Es ist Morgen.

Roland, Eginhard, Ogier, Olivier, Gui von Burgund, Richard von der Normandie, Gerard von Mondidur, Ritter
 

[N. 7 - Lied mit Chor]

So laßt uns denn, da wir gefahrlos nun

Eginhard
Roland, Ogier, Olivier, Gui von Burgund, Richard von der Normandie, Gerard von Mondidur, Ritter ->

Ein Kummer, sagst du?

[N. 8a - Rezitativ, Marsch (mit Melodram) und Ensemble]

Eginhard
<- Mauren, Brutamonte

Beschlossen ist's, ich löse seine Ketten!

Verwegene! Was führt euch hierher?

Brutamonte, Die Mauren, Eginhard
Was mag der Ruf bedeuten?
Mauren, Brutamonte, Eginhard ->
<- Roland, Ogier, Ritter

[N. 8b - Duett mit Chor]

Was ist ihm geschehn?

Roland, Ogier, Ritter ->

Gemach im Schlosse des Maurenfürsten Boland zu Agrimore, nach Art eines Zeltes, mit einem Vorhange geschlossen.

Florinda, Maragond
 

Wo schweift er wieder, der verlorne Blick

[N. 9 - Duett]

Birg deinen Schmerz, es naht der Vater!

Florinda, Maragond
<- Boland, Brutamonte

Ein Franke, sagst du? und wo habt ihr ihn gefunden?

Florinda, Maragond, Boland, Brutamonte
<- Eginhard, einige Mauren
Florinda, Maragond, Boland, Brutamonte, Eginhard
einige Mauren ->

Nun, kühner Fremdling

[N. 10 - Quintett]

Boland, Florinda, Maragond, Eginhard und Brutamonte
Verderben denn und Fluch
Florinda, Maragond, Boland, Brutamonte, Eginhard
<- Hauptmann

Gesandte nahn vom Lager, Herr, der Franken

Florinda, Maragond, Boland, Brutamonte, Eginhard
Hauptmann ->
Florinda, Maragond, Boland, Brutamonte, Eginhard
<- Volk, Krieger, Priester, Mädchen, Roland, Ritter, Mauren

(Der Vorhang der Zelt-Hinterwand wird geöffnet. Maurisch Volk, Krieger, Priester, Mädchen usw. nahen im feierlichen Zuge, ihnen folgen Roland, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard und die übrigen Ritter der Gesandtscbaft. Für den Fürsten wird ein praktikabler Thronhimmel gebracht, weleben er besteigt; die Führer seines Heeres umgeben ihn. Florinda bedeckt sich mit ihrem Schleier und bleibt auf den Stufen des Baldachins. Während des folgenden Chores erkennen die Ritter Eginhard, umarmen ihn und geben ihre Freude zu erkennen, indem sie ihn in ihre Mitte nehmen. Eginhard scheint anfangs erfreut, dann sinkt er aber in Trübsinn zurück. Die Ritter reihen sich mit ihren Insignien vor dem Throne.)

[N. 11 - Chor]

Uns sendet Karl, mein Herr, der Franken König

[N. 12 - Terzett mit Chor]

Boland, Roland, Chor, Florinda
Im Tode sollt ihr büssen
Florinda
Volk, Krieger, Priester, Mädchen, Roland, Eginhard, Ritter, Boland, Maragond, Mauren, Brutamonte ->

So ist er's denn! Doch wie muss ich ihn finden!

[N. 13 - Arie]

Florinda ->

Gemach in einem festen Turme, mit einer starken eisernen Türe verschlossen. Einige Stufen führen zu Öffnung, in Form eines Fensters, welches mit einem Gitter versehen ist. Das Gemach wird dem von Schimmer einer Lampe erhellt. Einbrechende Nacht.

Eginhard, Roland, Ogier, Olivier, Die Ritter
 

[N. 14 - Chor der Ritter]

Eginhard, Ogier, Roland, Die Ritter
O teures Vaterland!

So enden sie, des Ruhmes schöne Tage!

[N. 15a - Melodram, Rezitativ und Ensemble]

Ha! Was ist das?

Eginhard, Roland, Ogier, Olivier, Die Ritter
<- Florinda

Ein Weib! / Wo ist er?

Laßt sie, schon ist sie wieder sich bewusst

[N. 15b - Duett mit Chor]

Roland und Florinda
Selbst an des Grabes Rande

Nun fasset euch, gemessen ist die Frist

[N. 16 - Chor und Melodram]

 

Ha, neue Qual!

Eginhard, Roland, Ogier, Olivier, Florinda
Die Ritter ->

Eginhard, Roland, Ogier, Olivier, Florinda
<- Die Ritter

Gefunden ist der Schatz!

[N. 17a - Finale II - Terzett und Chor]

Eginhard und Roland, Chor, Florinda
Uns führt der Vorsicht weise Hand
Florinda
Roland, Eginhard, Ogier, Olivier, Die Ritter ->

[N. 17b - Melodram]

Schützt ihn, ihr ew'gen Mächte!

Florinda
<- Die Ritter

O Missgeschick!

 
Erste Szene Zweite Szene Dritte Szene Fierte Szene Fünfte Szene Sechste Szene Siebte Szene Achte Szene Neunte Szene Zehnte Szene Elfte Szene Zwölfte Szene Dreizehnte Szene
Frauengemach im Königlichen Schlosse. Festlicher Prunksaal im Schlosse. Garten mit einem hellerleuchteten Flügel des Schlosses. Nacht. Freie Gegend über der französischen Grenze, von einer Anhöhe begrenzt, über welche die Ritter und später von... Gemach im Schlosse des Maurenfürsten Boland zu Agrimore, nach Art eines Zeltes, mit einem Vorhange... Gemach in einem festen Turme, mit einer starken eisernen Türe verschlossen. Einige Stufen führen zu Öffnung,... Gemach im Königlichen Schlosse mit einem offenen Ausgang in der Mitte. Das Innere des Turmes wie im Zweiten Akt. Platz vor dem Turme. Florindas Schleier flattert vom Fenster. An der Seite ein Holzstoß.
[N. 1 - Introduktion] [N. 2 - Duett] [N. 3 - Marsch und Chor] [N. 4a - Rezitativ und Chor] [N. 4b - Ensemble und Chor] [N. 4c - Rezitativ und Erzälung] [N. 4d - Ensemble und Chor] [N. 4e - Quartett mit Chor] [N. 4f - Marsch und Chor] [N. 5 - Duett] [N. 6а - Romanze (Duett)] [N. 6b - Rezitativ und Arie] [N. 6с - Ensemble und Chor] [N. 6d - Terzett] [N. 6е - Rezitativ] [N. 6f - Rezitativ, Terzett und Ensemble] [N. 6g - Quartett mit Chor] [N. 7 - Lied mit Chor] [N. 8a - Rezitativ, Marsch (mit Melodram) und Ensemble] [N. 8b - Duett mit Chor] [N. 9 - Duett] [N. 10 - Quintett] [N. 11 - Chor] [N. 12 - Terzett mit Chor] [N. 13 - Arie] [N. 14 - Chor der Ritter] [N. 15a - Melodram, Rezitativ und Ensemble] [N. 15b - Duett mit Chor] [N. 16 - Chor und Melodram] [N. 17a - Finale II - Terzett und Chor] [N. 17b - Melodram] [N. 18 - Chor der Jungfrauen] [N. 19 - Quartett] [N. 20 - Terzett] [N. 21a - Arie mit Chor] [N. 21b - Marcia funebre (mit Melodram) und Ensemble] [N. 22 - Chor der Mauren und Ensemble] [N. 23a - Finale III - Rezitativ] [N. 23b - Ensemble] [N. 23c - Rezitativ und Schlussgesang]
Erster Akt Dritter Akt

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